Vergaser einstellen !
- jmauel
- 17. Juli 2019
- 4 Min. Lesezeit
Die richtige Einstellung des Benzin/Luftgemisches ist die Grundlage für einen haltbaren und trotzdem leistungsstarken Motor. Bei einem sehr mageren Gemisch ist zu viel Luft im Gemisch enthalten, hingegen bei einer zu fetten Einstellung, ist der Kraftstoffanteil zu hoch.
Ihr solltet euch vor Augen führen, dass das Gemisch umso heißer verbrennt desto mehr Luft im Gemisch enthalten ist. Daraus resultiert zwar eine höhere Leistung des Motors, doch die hohen Temperaturen ziehen große und gefährliche Nachteile mit sich. Der Materialverschleiß ist größer und es besteht die Gefahr von Überhitzung und unzureichender Schmierung , dadurch können die Motorelemente, vor allem der Kolben, große Schäden erleiden. Kolbenklemmer, Riefen in der Laufbahn und andere Motorschäden sind die Folge...
Hier erstmal ein Überblick welche Auswirkungen die einzelnen Einstellmöglichkeiten am Vergasersetup auf das Gemisch haben. Die verschiedenen Einstellungen wirken in unterschiedlichen Lastbereichen.
Effekt:
Volllast: größere Düse Hauptdüse -> Gemisch wird fetter kleinere Düse Hauptdüse -> Gemisch wird magerer
1/4 bis 3/4 Gas: Nadel->clip höher setzen->magerer Nadel->clip tiefer setzen->fetter
1/8 bis 1/4 Gas: größere Nebendüse -> Gemisch fetter kleinere Nebendüse -> Gemisch magerer
Standgas bis 1/8 Gas: Standgasschraube rein->mehr Standgas Standgasschraube raus->weniger Standgas Gemischschraube(luftfilterseitig)->rein fetter Gemischschraube(luftfilterseitig)->raus magerer Gemischschraube(Zylinderseitig)->rein magerer Gemischschraube(Zylinderseitig)->raus fetter
Bitte denkt daran euren Motor,bevor ihr mit den Einstellungsarbeiten beginnt, auf Betriebstemperatur zu bringen.
Ich muss unbedingt noch hinzufügen, dass die Vergasereinstellung ein so komplexes Thema ist, dass es nicht DIE Anleitung zum richtigen Einstellen geben kann, sondern immer nur Richtwerte, an denen ihr euch orientieren könnt. Es fließen noch so viele weitere Faktoren in die Abstimmung des Vergasers ein, wie z.B. die Temperatur und der Luftdruck. Bei niedrigen Temperaturen ist wesentlich mehr Sauerstoffanteil in der Luft als bei warmen Temperaturen, bei hohem Luftdruck ist ebenfalls mehr Sauerstoff pro ccm Luft enthalten als bei niedrigem Luftdruck. Das bedeutet, dass bei einem abfallen der Temperatur, bzw. steigen des Luftdrucks das Gemisch magerer wird. Es kann also sein, dass ihr für den Sommer die optimale Einstellung gefunden habt, aber im Winter einen Kolbenklemmer durch zu mageres Gemisch erleidet. Wenn Ihr also ein stabiles Setup haben wollt, dass für eure gesamte Saison passen soll, dann solltet ihr die Einstellungen an einem Tag mit der für euch gesetzten Temperatur Untergrenze vornehmen. Ebenfalls sollte es ein trockener Tag sein, zu dem ein Hochdruckgebiet vorherrscht. Aber nicht das es dabei bleibt, es gibt noch mehr Faktoren die einem bei der Vergasereinstellung Schwierigkeiten bereiten. Ein in meiner Anleitung angesprochenes Überprüfungsmittel des Gemisches, das Zündkerzenbild, ist in den meisten Fällen nur ein ganz grobes Richtungszeigendes Hilfsinstrument. Unterschiedliche Wärmewerte der Kerze haben unterschiedliche Kerzenbilder zur Folge usw.
1. Standgas bis 1/8 Gas: Zunächst sollte das Standgas per Standgasschraube auf ~2000-3000 Umdrehungen pro Minute gestellt werden. Danach wird die Gemischschraube soweit rein, bzw. rausgedreht, dass die Drehzahl am höchsten Punkt ist und die Gasannahme am direktesten ist, also ohne verschlucken oder stottern. Mit der Standgasschraube wird die Drehzahl wieder auf eine gesunde Drehzahl gebracht.
2. 1/8 bis 1/4 Gas: Wenn durch das verstellen der Gemisch und Standgasschraube keine wirklich gute Lösung gefunden worden, ist das gewünschte Ergebnis mit einer anderen Nebendüse zu erreichen.
3. 1/4 bis 3/4 Gas: Wenn der Motor beim Gasaufreißen in niedrigen Drehzahlen stottert oder das Gas schlecht annimmt, ist das Gemisch wie gesagt in den meisten Fällen zu fett (Hierbei muss auf die Art des Stotterns geachtete werden. Bei zu fettem Gemisch verschluckt sich der Motor. Bei zu magerem Gemisch kann ein ähnlicher Effekt auftreten, jedoch ist hier durch das plötzliche abmagern zu wenig Benzin im Gemisch um die Verbrennung Ordnungsgemäß durchzuführen. Dies ist aber wesentlich seltener und eigentlich nur bei gravierend zu magerem Gemisch zu erwarten.). Die Nadel sollte in diesem Fall Stufe für Stufe tiefer gehängt werden. Der Clip wird dabei in die nächst höhere Nut (Einkerbung) gesteckt.
Stottert der Motor hingegen beim Gasaufreißen, sollte die Nadel in jedem Fall höher Gehängt werden. Also den Clip Stufe für Stufe in die nächst tiefere Nut.
Wenn man durch das ändern der Nadelstellung wieder kein vernünftiges Setup hinbekommt, hilft nur noch eine andere Vergasernadel.
4. Volllast: Volllast ist der Lastbereich, in dem der Gasschieber komplett geöffnet ist. Fängt der Motor bei Volllast an unruhig(z.B. dreht höher als normal) zu werden, wird überdurchschnittlich heiß bzw. die Zündkerze ist hellgrau bis weiß, dann ist das gefahrene Gemisch zu mager, bedeutet also, dass die Hauptdüse zu klein ist.
Ist die Zünderkerze hingegen feucht und schwarz bzw. der Motor dreht nicht frei hoch, stottert und ähnliches, sollte eine kleinere Hauptdüse verwendet werden.
Das Zündkerzenbild sollte bei optimalen Vergaser-Setup Rehbraun und trocken sein. Das Gewinde der Kerze, leicht ölig. (Wie oben bei den Hinweisen erwähnt, ist das Kerzenbild nur bedingt für die Erkennung des Gemischzustandes zu gebrauchen. Das Kolbenbild würde schon mehr Aufschluss bringen.)
Wichtig ist noch, dass das sich das Kraftstoff/Luftgemisch je nach Außentemperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftdruck stark verändern kann. Ein optimales Gemisch im Sommer ist im Winter mit Sicherheit zu mager. Daher sollte vor dem Winter und dann wieder im Frühjahr das Setup neu kalibriert werden. Am besten führt man die Einstellungen früh morgens an trockenen Tagen durch.
Viel Glück beim abstimmen...
コメント